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Das Belohnungssystem

Idee des Beitrages: Bei den vielen Gesprächen, die ich mit meinen Klienten führe, kommt immer wieder das Thema Belohnung und Gewohnheit auf. Dieser Artikel ist ein Versuch, den komplexen Vorgang des Belohnungssystems und den Zusammenhang zwischen Verhaltensmustern etwas klarer zu machen und einen möglichen Lösungsweg zu präsentieren, negative Gewohnheiten, wie z. B. Naschen vor dem Fernseher, zu ändern.

Um das Belohnungszentrum etwas zu verstehen, müssen wir uns zunächst das Gehirn genauer anschauen. 

Im Großhirn (GRAU), die Ebene des Denkens, Bewusstsein. Evolutionär als letztes ausgebildet.

Im Zwischenhirn (GELB), Tor des Bewusstseins, Hormonelle und Vegetative Steuerung. Standort des Limbischen Systems.

Das Limbische System ist mit sämtlichen Arealen verbunden. Hier werden Informationen emotional verarbeitet. Wenn wir etwas Sehen, Riechen, Hören oder Schmecken, löst dieses Areal Emotionen aus. Das bekannte Geräusch, wenn man das Nutellaglas öffnet, die Betrachtung seiner Partnerin, der Kaffee an seinem Lieblingsplatz, der Geruch von warmen Plätzchen …

All das wird über unser emotionales System gesteuert und gespeichert.

Stammhirn (Orange), essenzielle Überlebensfunktion wie Herzfrequenz, Atmung, Reflexe, Schlaf. Der älteste Teil des Gehirns. Das Limbische System ist mit dem Stammhirn eng verbunden. Die Herzfrequenz steigt, wenn wir etwas Aufregendes sehen usw. 

Der Sinn hinter den Emotionen

Dass wir unsere Eindrücke emotional bewerten, ist evolutionär gesehen sehr sinnvoll. In unserer Vergangenheit als Jäger uns Sammler ging es tagein, tagaus ums Überleben. Wir mussten uns merken, wo der Strauch mit den leckeren Beeren steht, wo frisches Wasser fließt und wo unser Rückzugsort ist, wie ein gefährliches Tier riecht und welche Abdrücke es hinterlässt. All das hat unser Gehirn entweder mit einem positiven (z. B. Sicherheit) oder negativen (z.B. Angst) Gefühl gespeichert.  Es sicherte schlichtweg unser Überleben, Dinge emotional abzuspeichern.

Wir haben ein Problem

Die Reize, die unser Gehirn heutzutage verarbeiten muss, sind häufiger, intensiver und haben nichts mehr mit dem eigentlichen Sinn des Überlebens zu tun. 

Wir hören etwas (Auslöser), wir führen eine Aktion durch (Routine), positive Emotion wird ausgelöst (Belohnung).

Ständig werden wir für unser Handeln „belohnt“. Fernseher, Handy, ein riesiges Essensangebot, neue Klamotten, neues Spielzeug, neue Bilder, ständige Informationen. Unser Gehirn bekommt ständig positive Emotionen suggeriert und unser Hormonsystem dahinter ist völlig überlastet. Wenn dann mal Ruhe einkehrt, wird uns langweilig und wir tippen auf dem Handy herum. Warum machen wir das?

Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Kontrolle verloren haben. Der Kreislauf der Belohnung wird durch unsere Verhaltensweise viel zu oft befeuert. Diverse Krankheitsbilder wie Adipositas, ADHS, Depression, stehen in enger Verbindung mit den ständigen Reizen, die unser Gehirn verarbeiten muss.

Wie kommen wir aus dem Kreislauf hinaus?

Was können wir also tun? Äußere Reize minimieren. Ruhe akzeptieren. Sich mit seiner selbst auseinandersetzen. Total simpel, oder?

ITS NOT.

Nehmen wir an, Sie reduzieren von jetzt auf gleich Ihren Handykonsum. Sie dürfen es nur noch für berufliche Zwecke nutzen. Kein Social Media, keine Videos. Nur noch telefonieren und Nachrichten versenden, wenn es nötig ist. Sie schauen ab heute kein TV mehr und dürfen ebenfalls keine Süßigkeiten mehr essen.

Welche Emotionen löst dieser Text grade bei Ihnen aus? Zuversicht oder eher Panik? Spannend, oder? Alleine als ich diesen Text grade geschrieben habe, kam mir der Gedanke hoch. UNMÖGLICH. Das schaffe ich nicht.

Aber wer denkt das denn eigentlich? Hallo, emotionales System.

Das limbische System ist evolutionär gesehen eines der ältesten Areale, die sich in unserem Gehirn gebildet haben. Unser Großhirn, welches für logische Denkprozesse verantwortlich ist, muss also gegen unsere Diva, das Limbische System antreten, was dafür da ist unser überleben zu sichern. Es wird sich mit allen Mitteln wehren. Kopfschmerzen, grenzenloser Hunger, Unruhe. Eine sehr spannende Erfahrung! Wir müssen also behutsam mit Veränderungen umgehen.

Ein möglicher Weg. Trigger erkennen.

Trigger sind Situationen, in denen eine bekannte Reaktion ausgelöst wird. 

Ein Beispiel: Immer wenn Sie auf dem Sofa sitzen, schalten Sie den Fernseher an (Trigger Sofa = Emotion= Ablenkung).

Richtig Ablenkung. Nicht Entspannung. Entspannung geht anders. Sorry 😉

Sie müssen das UNTERBEWUSSTE ins BEWUSSTSEIN RUFEN.

  1. Erkennen Sie Ihre Trigger und schreiben diese auf.  
  2. Suchen Sie sich den Trigger aus, den Sie am ehesten bereit sind zu verändern.
  3. Stellen Sie das Verhalten ein und beobachten Ihr Verhalten.
  4. Optimal wäre es, wenn Sie sich in dieser Zeit nur um sich kümmern. Absolute Ruhe. Keine Einflüsse von außen. Nur Sie. PUNKT. Erkennen Sie, was Sie daran hindert, diesen Trigger zu eliminieren.
  5. Schreiben Sie sich ihre Gedanken dazu auf! Was passiert? Unruhe? Unwohlsein? Andere Ablenkung?
  6. Stellen Sie das Verhalten für die nächsten Tage ein. Rückfälle können passieren, das ist nicht schlimm! Wichtig ist, dass Sie aber den Auslöser dafür finden, der Sie zum Abbrechen bewegt hat! Schreiben Sie diesen auf. 

Probieren Sie diesen Weg aus und schauen, was Sie dabei erfahren! Ich bin mir sicher, dass Sie sich besser verstehen werden. 

Wenn Sie mehr über Ihre Trigger erfahren, erkennen und auflösen möchten, stehe ich als Ihr Personal Trainer zur Verfügung. Es lohnt sich! 

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